Tinnitus-Therapie

Es werden heute eine grosse Anzahl Tinnitustherapien angeboten. Aufgrund des bisherigen Wissensstands über Tinnitus hat sich als Basis nach wie vor die Tinnitus-Bewältigungstherapie (früher: Tinnitus-Retraining-Therapie) in Anlehnung an

Prof. Jastreboff bewährt. Interessant sind dazu ergänzend die Neuromodulation, derweil sich neurochirugische Interventionen zur Zeit wohl noch im Versuchsstadium befinden, bzw. sich nicht durchgesetzt haben.

 

Tinnitus-Bewältigungstherapie (früher Tinnitus-Retraining-Therapie)

Die klassische Tinnitus-Bewältigungstherapie (TBT) beruht auf dem Prinzip der Habituation. Diese Gewöhnung wird durch passive Auslöschung der Tinnituswahrnehmung und durch Abschwächung der Körperreaktion auf das Reizsignal Tinnitus erreicht.

 

Die TBT beruht auf dem Dreisäulenprinzip, das die Tinnituseinteilung nach Jastreboff ermöglicht, den Tinnitusgrad nach Goebel Hiller festlegt und somit die Therapie klar festlegt:

 

Erste Säule: Counselling

-         Bewusstmachen der funktionellen Zusammenhänge bei Tinnitus durch

          Information und dadurch Angstabbau durch Wissen und Verstehen.

-         Der Tinnitus wird dadurch demystifiziert. Er ist messbar und kein Hirn-

          gespinst.

-         Dem Counselling muss deshalb eine eingehende Tinnitusabklärung

          vorausgehen (vgl. Medizinische Massnahmen)

 

 

Zweite Säule: Schalltherapie (vgl. auch Therapie mit Hörsystemen)

-         Bei angenehmer Schalleinwirkung verliert der Tinnitus an Kontrast und

          wird deshalb weniger wahrgenommen (vgl. Wirkung der brennenden Glühbirne im                dunklen Keller oder im Sonnenlicht)

-         Die Richtung der Aufmerksamkeit wendet sich vom lästigen Tinnitus weg in

          Richtung der angenehmen Schalleinwirkung (Lernprozess).

-         Eine Hörhilfe oder ein Kombigerät kann beim hörbeeinträchtigten Tinnitus-

          patienten die Tinnituswahrnehmung herabsetzen, da dieser dadurch seine

          Aufmerksamkeit weniger auf das Hören und Verstehen richten muss.

-         Als Schallquellen kommen in Frage: Natürliche Hintergrundgeräusche,

          Zimmerbrunnen, Radio, TV, Musik, Hörgerät, Noiser, etc.

-         Wichtig: Stille meiden! ("Wenn der Tinnitus stört, darf es nicht still sein!")

 

 

Dritte Säule: Habituation durch Steigerung des psychischen, physischen und sozialen Wohlbefindens  (vgl. auch Hypnosetherapie)

 

-         Kognitive Verhaltenstherapie: Ist ein Muster (Tinnitus) einmal gelernt

          worden, wird immer danach gesucht, besonders wenn es als bedrohlich

          gewertet wird. Therapieziel: Tinnitus aus dem Mittelpunkt verdrängen und

          anders bewerten, andere Sinnesorgane aktivieren.

-         Hypnosetherapie: Hier führt das Unterbewusstsein zur Ursache der Tinnitus-

           empfindung und zum Lösungsansatz im Patienten selbst.  

-         Stressmanagement

-         Entspannungsmethoden (Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson,

          Autogenes Training, Visualisierung.

-        Grundsätzlich ist alles erlaubt, was das «innere Gleichgewicht» ins Lot stellt.